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Juni 2010

Stadtteilzeitung Schöneberg Juni 2010

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25.05.2010

Im Interview: Helma Boeck

Helma Boeck, Künstlerin aus Lust und Leidenschaft, betreibt ihr Atelier in Friedenau.

Helma Boeck. Foto: Christine Rabus

Ihre Werke sind nicht gegenständlich. Welcher Kunstrichtung darf Ihre Malerei zugeordnet werden?
Aha, Sie wollen mich also in eine Schublade stecken?

So ist es!
Nein, nie, niemals! Da es Ihnen aber anscheinend ein Herzensbedürfnis ist, gebe ich Ihnen Stichworte, die außen darauf stehen können. Ob Sie mich aber darin finden können, bleibt offen. Auf der Schublade könnte stehen: abstrakt - informell - experimentell - tachistisch - expressionistisch.

Ihre Bilder geben organische Strukturen wieder. Sind es Strukturen der Wirklichkeit?
Ja und nein. Was Sie sehen auf meinen Bildern, sind zwar Strukturen der Natur. Sie gehen aber fälschlich davon aus, dass ICH allein das gemalt habe. Es gibt einen wichtigen Mit-Spieler mit einer Hauptrolle: das Material, das bei meinem Malprozess sein Eigenleben entfalten darf. Das führt teilweise dazu, dass nicht ich male, sondern weitgehend ES. ES malt sich. ES, mein Material. ES weiß viel besser als ich, welchen Naturgesetzen es gehorcht. Ich als Gestalterin stehe mit meinem Material im Dialog.

Sie sagen "ES malt sich". Gibt es etwas über den Werkstoff hinaus, das Sie in Ihren Werken umsetzen?
Diese Frage habe ich mir so noch nie gestellt. Ja, ich weiß meist im voraus, wie mein Material sich verhalten wird, wie es fließt, kräuselt, reißt, wirbelt, krümelt, verläuft...  Wenn ich eine starke, gefährliche Strömung darstellen will, weiß ich, wie ich mein Material einsetzen muss, damit Sie, wenn Sie vor dem Bild stehen, ergriffen sind und sich fürchten.

Tragen Ihre Bilder ein Thema in sich?
Diese Frage stelle ich mir nicht, wenn ich bis zum Ellenbogen in der Farbe stecke. Da kommt es mir viel mehr auf die Lust und die sinnliche Erfahrung an. Allerdings gestehe ich, dass sich mir hinterher, angesichts des fertigen Bildes solche Fragen hin und wieder aufdrängen. Ich stelle fest, mich selbst und meine Bilder beobachtend, dass ich eine große Verehrung für die Schöpfung habe, die eine spirituelle Dimension aufweist. Ich verneige mich vor der Natur in Bewunderung und in DEMUT. Ich würdige die Schöpfung, indem ich sie zu begreifen versuche, und indem ich mich der Erfahrung des Wahrnehmens hingebe. Denn das intensive Sehen und Erleben macht ja etwas mit einem: den Betrachter erfassen Gefühle. Zu diesem Gefühlsgehalt zu finden und ihn hervorzulocken, ist mir Herausforderung.

Ihre Bilder geben Strukturen der Natur wieder, die von Gegensätzen geprägt ist. Interpretieren Sie diese Strukturen?
Ich glaube nicht, dass ich interpretiere. Wenn ich auf der leeren Leinwand loslege, habe ich kein Vorbild aus der Natur vor Augen. Nichts dergleichen. Ich begebe mich in einen abenteuerlichen, experimentellen Prozess mit meinem Material. Wenn Sie behaupten, dass ich interpretiere, dann setzt das voraus, dass ich insgeheim einen Gegenstand habe. Habe ich aber nicht. Diese existenziellen Gegensätze sehe ich in einem anderen Zusammenhang. Sie sind ein ständiger Motor für meine künstlerische Auseinandersetzung. Beispiel: Schönheit und Gewalt. Ich kann mit meinem kleinen Menschenhirn nicht fassen, wie ein Naturereignis zugleich von unglaublicher bezwingender Schönheit und zugleich gewaltsam ist. Diese Gleichzeitigkeit von Phänomenen beunruhigt mich auf's Äußerste und ist eine künstlerische Aufgabenstellung. Ich habe viele Bilder von Vulkanen und strömender Lava gemalt, in denen ich beides versucht habe einzufangen, die atemberaubende Gefährlichkeit der Natur wie auch ihre unendliche Schönheit.

Glauben Sie, dass hinter den unfassbar großen Strukturen etwas, ein Etwas, steckt, das Demut auslöst, damit wir dieses Etwas erahnen können?
Ich habe keine allgemeingültige Antwort darauf. Ich würde mich aber äußerst darüber freuen, wenn einem Betrachter meiner Bilder solche Fragen dabei überhaupt einfallen. Und vielleicht schimmert vom "Etwas" ja etwas durch... Das wäre eines meiner höchsten Ziele, die ich mit meiner Kunst erreichen möchte.

Helma Boeck
Hähnelstraße 17
12159 Berlin
Tel.: 851 70 07
www.arte-nuria.de

Interview: Arnd Moritz