Veranstaltungen
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Freitag, 18. Juni 2010
Heimspiel: Ach du liebes bisschen! -
Samstag, 19. Juni 2010
FÄLLT AUS: Führung: Wohnen, leben und arbeiten – „Hofkultur“ in Friedenau u. Schöneberg -
Samstag, 19. Juni 2010
Lesung: Jonas T. Krüger
Im Interview: Helma Boeck
Helma Boeck, Künstlerin aus Lust und Leidenschaft, betreibt ihr Atelier in Friedenau.
Ihre Werke sind nicht gegenständlich. Welcher
Kunstrichtung darf Ihre Malerei zugeordnet werden?
Aha, Sie wollen
mich also in eine Schublade stecken?
So ist es!
Nein, nie,
niemals! Da es Ihnen aber anscheinend ein Herzensbedürfnis ist, gebe ich
Ihnen Stichworte, die außen darauf stehen können. Ob Sie mich aber
darin finden können, bleibt offen. Auf der Schublade könnte stehen:
abstrakt - informell - experimentell - tachistisch - expressionistisch.
Ihre
Bilder geben organische Strukturen wieder. Sind es Strukturen der
Wirklichkeit?
Ja und nein. Was Sie sehen auf meinen Bildern, sind
zwar Strukturen der Natur. Sie gehen aber fälschlich davon aus, dass ICH
allein das gemalt habe. Es gibt einen wichtigen Mit-Spieler mit einer
Hauptrolle: das Material, das bei meinem Malprozess sein Eigenleben
entfalten darf. Das führt teilweise dazu, dass nicht ich male, sondern
weitgehend ES. ES malt sich. ES, mein Material. ES weiß viel besser als
ich, welchen Naturgesetzen es gehorcht. Ich als Gestalterin stehe mit
meinem Material im Dialog.
Sie sagen "ES malt sich". Gibt es
etwas über den Werkstoff hinaus, das Sie in Ihren Werken umsetzen?
Diese
Frage habe ich mir so noch nie gestellt. Ja, ich weiß meist im voraus,
wie mein Material sich verhalten wird, wie es fließt, kräuselt, reißt,
wirbelt, krümelt, verläuft... Wenn ich eine starke, gefährliche
Strömung darstellen will, weiß ich, wie ich mein Material einsetzen
muss, damit Sie, wenn Sie vor dem Bild stehen, ergriffen sind und sich
fürchten.
Tragen Ihre Bilder ein Thema in sich?
Diese Frage
stelle ich mir nicht, wenn ich bis zum Ellenbogen in der Farbe stecke.
Da kommt es mir viel mehr auf die Lust und die sinnliche Erfahrung an.
Allerdings gestehe ich, dass sich mir hinterher, angesichts des fertigen
Bildes solche Fragen hin und wieder aufdrängen. Ich stelle fest, mich
selbst und meine Bilder beobachtend, dass ich eine große Verehrung für
die Schöpfung habe, die eine spirituelle Dimension aufweist. Ich
verneige mich vor der Natur in Bewunderung und in DEMUT. Ich würdige die
Schöpfung, indem ich sie zu begreifen versuche, und indem ich mich der
Erfahrung des Wahrnehmens hingebe. Denn das intensive Sehen und Erleben
macht ja etwas mit einem: den Betrachter erfassen Gefühle. Zu diesem
Gefühlsgehalt zu finden und ihn hervorzulocken, ist mir Herausforderung.
Ihre
Bilder geben Strukturen der Natur wieder, die von Gegensätzen geprägt
ist. Interpretieren Sie diese Strukturen?
Ich glaube nicht, dass ich
interpretiere. Wenn ich auf der leeren Leinwand loslege, habe ich kein
Vorbild aus der Natur vor Augen. Nichts dergleichen. Ich begebe mich in
einen abenteuerlichen, experimentellen Prozess mit meinem Material. Wenn
Sie behaupten, dass ich interpretiere, dann setzt das voraus, dass ich
insgeheim einen Gegenstand habe. Habe ich aber nicht. Diese
existenziellen Gegensätze sehe ich in einem anderen Zusammenhang. Sie
sind ein ständiger Motor für meine künstlerische Auseinandersetzung.
Beispiel: Schönheit und Gewalt. Ich kann mit meinem kleinen Menschenhirn
nicht fassen, wie ein Naturereignis zugleich von unglaublicher
bezwingender Schönheit und zugleich gewaltsam ist. Diese
Gleichzeitigkeit von Phänomenen beunruhigt mich auf's Äußerste und ist
eine künstlerische Aufgabenstellung. Ich habe viele Bilder von Vulkanen
und strömender Lava gemalt, in denen ich beides versucht habe
einzufangen, die atemberaubende Gefährlichkeit der Natur wie auch ihre
unendliche Schönheit.
Glauben Sie, dass hinter den unfassbar
großen Strukturen etwas, ein Etwas, steckt, das Demut auslöst, damit wir
dieses Etwas erahnen können?
Ich habe keine allgemeingültige Antwort
darauf. Ich würde mich aber äußerst darüber freuen, wenn einem
Betrachter meiner Bilder solche Fragen dabei überhaupt einfallen. Und
vielleicht schimmert vom "Etwas" ja etwas durch... Das wäre eines meiner
höchsten Ziele, die ich mit meiner Kunst erreichen möchte.
Helma
Boeck
Hähnelstraße 17
12159 Berlin
Tel.: 851 70 07
www.arte-nuria.de
Interview:
Arnd Moritz