abstrakt
experimentell
informell
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Helma Boeck, (c) Helma Boeck
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Die Berliner Künstlerin Helma Boeck
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Sie
sucht das Gemeinsame im Großen und hat es als Philosophie ihrer Kunst
gefunden, die ihre Bilder zu Zeugen der großen Gemeinsamkeit macht. Der
Gedanke ist nicht neu, aber seine Umsetzung beachtlich.
Die Wissenschaft findet in allen Naturbereichen ähnliche Strukturen.
So unterschiedlich ihre fallspezifischen Ursachen sein mögen, so nahe
liegt der Gedanke, dass es ein Großes Gesetz geben könne, das jegliche
Existenz durchzieht.
Durchziehen lässt es die Friedenauer Künstlerin ihre Bilder. Sie
gibt dem Gemeinsamen einen bildhaften Ausdruck, den sie als Quell dieser
Gemeinsamkeit selbst wirken lässt, so dass die diskutierbare Grenze
zwischen Kunst und Natur aufgehoben zu sein scheint.
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Atelier, (c) Helma Boeck
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In einem Schöneberger
Hinterhof hat Helma Boeck ihr ebenerdiges Atelier gestaltet. Hier spürt
der Besucher, dass sie ihre Kunst lebt. Gelernt hat sie ihr Handwerk bei
dem Berliner Künstler und Meisterschüler Walter vom Hove.
In eine bestimmte Kunstrichtung lässt sie sich nur ungerne
einordnen. Eher sieht sie sich in experimentellen, abstrakten,
informellen Zwischenbereichen der Kunst angesiedelt.
Die Thematik ihres Schaffens aber ist aus der kreativen Sucherin in
ihr hervorgegangen. Denn sie sieht sich auf den Spuren des einen Großen
Gesetzes, das die Welt im Innersten zusammenhält. Es offenbart sich im
Ganzen wie in seinen Teilen durch stete Wiederkehr ähnlicher Strukturen.
Um ihre Bilder zu authentischen Zeugen ihrer Thematik zu machen,
lässt sie sie selbst unter dem universellen Gestaltungsprinzip,
entstehen. Denn es sei nicht sie, die male, betont die Malerin. Vielmehr
male 'es' (ES) sich selbst. Sie sei nur die Ausführende gestaltender
Kräfte jenes Gesetzes, das vielleicht als 'die eine Kraft' dem Ganzen im
Großen seine sicht- und erkennbare Struktur gibt.
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Morphos 5, (c) Helma Boeck
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Das ES ist als
(mit-)gestaltendes Wirkprinzip dem Willen der Künstlerin nicht unter-
sondern beigeordnet, Ihr Wille wirkt eher als Themengestalter und
Ausrichter des Rahmens für die Betrachtung, denn die Prinzipien
gestaltender Kräfte wirken beim Entstehen und Werden von Milchstraßen
ebenso wie in Reaktionen und Interaktionen der Materialien, aus denen
der Stoff der Bilder ist, die die Künstlerin zu "Bildern des Stoffes"
selbst werden lässt.
Die Künstlerin sieht sich als Beobachterin eines
Schöpfungsprozesses, dem sie katalysatorische Kraftfülle in der
Ausgangssituation mitgibt. Sie erreicht das durch Kombination
unverträglicher Materialien, wie zum Beispiel Acryl und Öl.
Wie wichtig ES als Dialogpartner im künstlerischen Schaffensprozess ist, beschreibt Helma Boeck mit ihren Worten:
"Seit Urzeiten sind Menschen damit beschäftigt, die Welt zu erklären
und verständlich zu machen, Schöpfung und Erde zu begreifen,
Morphologie und Naturphänomene, Luft, Wasser, Feuer, Erde, Vulkane und
so weiter zu deuten.
Als Hilfsmittel nehmen sie einerseits Wissenschaft und Technik mit
Fernrohren, Taucherglocken, Messstationen, Satelliten und Sonden und
andererseits Religionen mit ihren Geistern und Göttern. Meine Sicht auf
die Welt und die Gestaltungsformen unseres Planeten vollzieht sich in
der abstrakten Malerei, die farbenspielerisch Naturgesetze erkundet. Die
Naturgesetze spiegeln sich in der Dynamik der Farben: sie strömen,
fließen, strudeln, klumpen, bersten, ziehen sich an, stoßen sich ab,
vermischen, zersetzen, tümpeln, strahlen und sie haben unter Hitze,
Wasser, Wind Schwerkraft und anderen Einflüssen existentielle
Herausforderungen zu bestehen. Der Zufall und das Material mit seinen
Eigengesetzlichkeiten sind dabei die wichtigen Akteure!"
So ist ES, das diesen Rahmen ihres Willens zu dem 'ihrer' Bilder
werden lässt. Ob diese Bilder dann Teile jenes ES sind oder ES in Teilen
spiegeln, ist für die Künstlerin nur eine theoretische Frage ohne
Auswirkung auf ihre Kunst. Denn was das Ganze spiegelt, mag als Bild nur
Teil, als Teil aber stets das Bild des Ganzen sein.
Es kommt ihr auch nicht auf die Feinheit ihrer Philosophie an, eher
auf ihre Erkennbarkeit. Denn die Wunder einer zunehmend wunden Natur
driften aus der Sichtweite der Menschen. Das Staunen über die
Unerschöpflichkeit dieser Welt scheint verloren zu gehen. Mit ihren
Bildern gibt sie es den Menschen kraftvoll zurück.
Kein Wunder, dass ihre Werke nicht allein auf Ausstellungen zu
finden sind, sondern auch da, wo es um "die Kraft ihrer Bilder" geht,
dem Geoforschungszentrum in Potsdam. "Naturwissenschaft interessiert
sich für Daten, nicht für Gefühle, die die Natur hervorruft. Dafür habe
ich die Künstlerin!" sagt der Professor, der das Forschungszentrum als
einen adäquaten Rahmen für Helma Boecks Bilder sieht, in dem
Wissenschaft und Kunst eine Symbiose eingehen.
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Morphos 2, (c) Helma Boeck
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Die Künstlerin reflektiert
das Gestaltungsprinzip hinter den Dingen. Dieses Prinzip produziert
Ästhetik - auch als Partner des Zerfalls. Diese philosophische Ankunft
in der persönlichen, schier unaushaltbaren Hölle der Erkenntnis hat
Folgen für die Künstlerin.
Das Beobachten universeller Ästhetik schließt das Akzeptieren Müssen
der Grausamkeit des Zerfalls, nicht aber das Zerfallen universeller
Ästhetik, ein.
Helma Boeck möchte das große, unfassbare ästhetische Prinzip nicht
als dualistischen Antagonisten des Zerfalles (alleine) sehen, sondern
das Objekt ihrer Erkenntnisbegierde als eine übergeordnete versöhnende Ebene erkennen, deren beide Seiten sie
allerdings in ihrer Parallelexistenz nur schwer akzeptieren kann.
Aus der Erkenntnis des Niedergangs der Dinge ist vielen Suchenden
schon ein existentielles Problem erwachsen, das ihre Seelen hat
scheitern lassen.
Keine noch so raffiniert komponierte Ästhetik des Bösen vermag
harmoniesuchendes Bewusstsein mit der allgegenwärtigen Fratze der
Grausamkeit zu versöhnen, wohl aber zur Lebensfrage von Sinnsuchern und
Kunstschaffenden werden.
Helma Boeck sucht in der Betrachtung das Erkennen einer superuniversellen Harmonie.
Fragmente ihres seelischen Erkennens werden zu Bildern einer
Einladung an den Betrachter, sich ihrer Suche anzuschließen und das
Staunen und Wundern über das unfassbar Große zu, oder wieder zu,
entdecken.
Helma Boeck
Hähnelstraße 17
12159 Berlin
T +49 (0)30 8 517 007
M +49 (0)163 8 517 007
eMail: info[at]arte-nuria.de
http://www.arte-nuria.de
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Arnd Moritz, red, 4. Oktober 2010
arnd.moritz[at]web.de
www.arndmoritz.de
ID 00000004867
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